1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland

"Näher als du denkst - jüdisch beziehungsweise christlich" (#beziehungsweise)

Colonia Claudia Ara Agrippinensium - das ist "Köln",
Hauptstadt der niedergermanischen Provinz gleichen Namens.

Im Jahre 321 müssen die Bewohner eine baufällige Brücke reparieren. Damals wie heute: So ein Vorhaben ist mit Kosten verbunden. Aber die Stadtkasse ist knapp. Sponsoren sind wichtige Hilfe.
Isaac, ein Jude, der in der Stadt lebt, bietet diese Hilfe an. Die Brücke ist quasi gebaut. Nur ... Die Sache hat einen Haken, und damit hängt der Bau doch noch in der Luft an eben diesem Haken. Juden durften nicht dem Stadtrat angehören.
Der jüdische Glaube galt als "religio licita" = erlaubte Religion. Damit waren Juden vom Kaiserkult befreit. Dieser jedoch war Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Stadtrat. Eine Lösung muss her.
So reist eine Abordnung zu Kaiser Konstantin. Es ist jener Konstantin, der 313 den christlichen Glauben dem römisch-heidnischen Glauben gleichgestellt hat.
"Kaiser, was sollen wir tun?" - so steht die Frage zur Entscheidung.
Ein Kaiser, der ein riesiges Reich zusammenhalten will, weiß sehr wohl, wie wichtig Brücken sind, intakte Brücken. Also steht in seinem Dekret: Wir erlauben, Juden in den Stadtrat zu berufen.
Damit ist diese kaiserliche Antwort nicht nur die künftige Brücke, sondern Goldes wert als erster schriftlicher Nachweis für jüdisches Leben nördlich der Alpen. Der Wortlaut dieses Schreibens ist im "Codex Theodosianus" nachzulesen.

2021 ist ein Gedenkjahr, das zu umfassender Bildung einlädt. 1700 Jahre jüdisches Leben, jüdische Kultur, jüdischer Beitrag zur gesellschaftlichen, zur kulturellen, zur wirtschaftlichen Entwicklung.
1700 Jahre Geschichte von Juden in deutschen Landen und Ländern.
Eine Geschichte mit guten, aber auch viel, viel bösen Zeiten.
Eine Geschichte des religiös und "rassisch" bestimmten Hasses auf Juden.
Eine Geschichte auch gegenseitiger Inspirationen.
Eine Geschichte, die weitergeht und Gegenwart und Zukunft in sich trägt: Jüdisches Leben in Deutschland heute

Auch die christlichen Kirchen möchten ihren Beitrag zu diesem Gedenkjahr leisten. Sie haben die Kampagne "Näher als du denkst - jüdisch beziehungsweise christlich" ins Leben gerufen.
Getreu des Mottos wird diese Nähe erläutert.
Eine Reihe von Glaubens - und Lebensbereichen werden in den Blick genommen: Israels Feiertage als Grundlage christlicher Festtage.
Der christliche Gottesdienst, der aus dem Gottesdienst der Synagoge erwachsen ist. Sie wurzeln im Tempelgottesdienst. Feiertage als Lebensstationen im jüdischen und christlichen Glaubensleben.
Das und noch viel mehr ist im Rahmen dieser Kampagne der Kirchen zu entdecken.

Hinweis:
Auf unserer Internetseite wird es immer wieder kleine Artikel geben.

https://www.oberkirche-cottbus.de

"2021 Jüdisches Leben in Deutschland" 

https://2021jlid.de/

"beziehungsweise"

https://www.juedisch-beziehungsweise-christlich.de

Pfarrerin Johanna Melchior