02/07/2024 0 Kommentare
3. Glockenprojekt der Oberkirche St. Nikolai Cottbus - Untersuchungen und Analysen
3. Glockenprojekt der Oberkirche St. Nikolai Cottbus - Untersuchungen und Analysen
# Glockenprojekt
3. Glockenprojekt der Oberkirche St. Nikolai Cottbus - Untersuchungen und Analysen
Als erstes wurde ein umfangreiches Schwingungsgutachten bei der Firma Dr. Beirow & Partner aus Peitz in Auftrag gegeben. Das Gutachten sollte das Schwingungsverhalten des Glockenstuhles bei vollem und abgestuftem Geläut wie auch die Schwingungsableitung und Schwingungsaufnahme im Turm der Oberkirche ergründen. Die ersten Messungen endeten damit, dass sich das Messsystem selbstständig abschaltete, weil die tatsächlichen Schwingungen die Möglichkeiten des Messbaren bei weitem überstiegen. Erst methodisch neu abgestimmte Messversuche erbrachten hier Ergebnisse, die auch für weitere Planungen nutzbar waren. Deutlich wurde auch, dass nur eine grundhafte Überarbeitung des Geläutes und des Glockenstuhles zu angemessenen Lösungen führen würden.
Zu den Untersuchungen in dieser Phase gehörte auch das Bemühen, die alten Glocken scannen zu lassen, um ihre Dimensionierung, vor allem ihr Gewicht, genauer bestimmen zu lassen. Hier eine geeignete Firma zu finden, war eine besondere Herausforderung. Schließlich konnte im Zusammenarbeit mit der TU Dresden ein geeigneter Partner gefunden werden. Das Gewicht einer Glocke ist insofern von großer Wichtigkeit für die konstruktiven Lösungen, da die Dimensionierung des Glockenjoches, als Gegengewicht beim Läuten, mit dem Eigengewicht der Glocke korrespondieren muss.
Nach diesen wichtigen analytischen Vorarbeiten mussten geeignete Partner gesucht und gefunden werden, denen eine konstruktive wie statisch angemessene Lösung der Problemlage unseres Geläutes zugetraut werden konnte. Durch die Vermittlungen unseres Glockensachverständigen ist die Zusammenarbeit mit dem Tragwerks- und Ingenieurbüro Prof. Olaf Kempe in Dresden zustande gekommen. Prof. Kempe, der auch Lehrstuhlinhaber an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden ist, hat schon viele renommierte Glockenprojekte planerisch federführend begleitet; so z.B. an der Nikolaikirche in Leipzig oder der St. Marien Kirche in Frankfurt/O.
Neben dem planerischen Knowhow war es wichtig, auch Firmen zu gewinnen, die in der Lage sind und die entsprechenden Erfahrungen mitbringen, ein solches Projekt auch handwerklich umzusetzen. Für den glockentechnischen Bereich arbeiten wir mit unseren langjährigen Partner Thomas Walter aus Luckau/Uckro zusammen, bei dem auch die Glockenwartung seit Jahren in guten Händen ist und der den ursprünglichen Schaden, der zu diesem Projekt führte, entdeckt hatte. Mit Andreas Müller aus Thalheim im Erzgebirge konnten wir einen Zimmermannsbetrieb gewinnen, der ein ausgewiesener Spezialist für den Bau von Holzglockenstühlen ist. Andreas Müller hat in den 70er Jahren in Cottbus studiert. Der große Glockenstuhl von St. Marien Frankfurt/O ist sein Werk genauso wie der kleine Glockenstuhl am Eingang zum Don-Bosco-Haus in Neuhausen oder der der Kirche in Schleife. Für die nötige Reparatur und die Restaurierung der Glocken und dem Guss zweier neuer Glocken ist das renommierte Familienunternehmen Grassmayr (seit 1599) aus Innsbruck mit im Boot.
Pfr. Dr. Uwe Weise
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