Gedanken zum Monatsspruch für den Juni

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# Monatsandacht

Gedanken zum Monatsspruch für den Juni

Mir aber hat Gott gezeigt, dass ich keinen Menschen gewöhnlich oder unrein nennen soll

(Apg.10,28 ZB)

Alltagsgeschehen: Menschen werden gemieden, weil …

Es sind so manche Gründe, die Menschen dazu bewegen, sich lieber aus dem Weg zu gehen und Abstand zu halten. Mitunter sind Gründe nachvollziehbar, ein anderes Mal führen sie vielleicht zu Kopfschütteln. Herkunft, gesellschaftlicher Status, Bildung, Einkommen, Gesundheit … so manches führt zu absonderlicher Absonderung. Und auch heute noch kann unterschiedliche Religionszugehörigkeit Abstand mit sich führen.

Kein Mensch ist „gewöhnlich“ im Sinne von „gemein“, „alltäglich“, „durchschnittlich“. Jede und jeder ist eine eigenständige Person, hat Persönlichkeit.

Auch ist ein Mensch nicht „unrein“ im Sinne von schmutzig. Wenn da nach schwerer Arbeit oder nach Sport oder manch anderem Schmutz und Staub am Körper ist, da reinigt Wasser.

„Unrein“ im Sinne von „beschmutzt“, weil da etwas innerlich in Unordnung geraten ist, das kann vorkommen. Und das ruft nach Reinigung.

In diesem Zusammenhang „Unrein“ – da hilft die Frage nach biblischem Verständnis.

Wer „unrein“ ist, hält sich für eine gewisse Zeit von Menschen und von der Begegnung im Gottesdienst fern. Was macht „unrein“? Ein ungewöhnlicher Umstand, der aus dem Alltäglichen reißt. Das kann die plötzliche Begegnung mit einem Verstorbenen sein. Das kann die Geburt eines Kindes sein. Das kann die Erkenntnis eines eigenen großen Verschuldens sein. Wem das widerfährt, ist – vorübergehend! – „aus der Bahn geworfen“. Der vermeintlich ebene Alltagsweg hat seine Stolperstellen, bringt aus dem seelischen Gleichgewicht, ruft zum Innehalten. Die Begegnung mit dem Tod, zeigt die Endlichkeit des Lebens, die doch so gern verdrängt wird. Die Geburt neuen Lebens, das Wunder neuen Lebens, lässt zugleich erkennen, wie viel Bewahrung gebraucht ist, um Leben zu gebären und zu schützen. Die Begegnung mit eigener Schuld, die eben nicht nur bei anderen liegt, stellt Lebensentwürfe in Frage. Wem so etwas widerfährt, der und die braucht einen Abstand zum Alltäglichen, braucht Ruhe vom Alltäglichen, um zurückzufinden in die gewohnten Bahnen des Lebens. Zurückfinden in die Gemeinschaft des Alltags und im Gottesdienst.

Niemand sollte einen anderen „Unrein“ nennen und deshalb meiden. Das sollte, das darf nicht sein. Ich denke aber, es tut uns allen gut, ab und an auf uns selbst zu sehen und nach „unreinen“ Stellen zu schauen und etwas zur Heilung auf den Weg zu bringen.

Pfarrerin Johanna Melchior

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